Familie Kollwitz in Prenzlauer Berg
Käthe und Karl Kollwitz zogen 1891 von Königsberg in Ostpreußen nach Berlin-Prenzlauer Berg in die Weißenburger Straße 25 am Wörther Platz. Heute heißt die Straße ihr zu Ehren Kollwitzstraße und das Haus trägt die Nummer 56a an der Ecke zur Knaackstraße direkt am Kollwitzplatz.

Die Söhne Hans und Peter wuchsen in der Wohnung auf. Anfangs wohnte die Familie in einer 4-Zimmer-Wohnung in der zweiten Etage, die der Arzt Karl Kollwitz zur Hälfte als Praxis nutzte. Im 1. Stock hatte Karls Schwester Lisbeth, eine Lehrerin, bis zu ihrem Tod im Jahr 1900 ein Zimmer, das Käthe in der Anfangszeit als Atelier nutzen durfte, wenn Lisbeth bei der Arbeit war. Später wurden die privaten Räume im 2. Stock zu Käthes Atelier umgewandelt, die Familie bezog eine Wohnung im dritten Stock. Die wichtigsten ihrer Zeichnungen und grafischen Arbeiten entstanden hier.


In der Weißenburger Straße fuhren damals die Straßenbahn und Busse direkt vor der Haustür der Familie Kollwitz ab, so dass sich Käthe Kollwitz problemlos durch die ganze Stadt bewegen konnte.
Als das Ehepaar sich am Wörther Platz niederließ, war die Gegend durchmischt, neben Arbeitern wohnten viele Angestellte, Akademiker und Kaufleute in Prenzlauer Berg. Durch die Hausarztpraxis von Karl Kollwitz kam die Familie intensiv mit den schwächer gestellten Bewohnern des Viertels in Kontakt. Ganz in der Nähe lagen soziale Einrichtungen der Stadt, in der Fröbelstraße das Krankenhaus und das Städtische Obdach, in der Barnimstraße das Frauengefängnis. Am Wörther Platz wurde 1892 eine Markthalle eröffnet, die aber wegen zu hoher Standkosten keinen Erfolg hatte und 1910 wieder schließen musste. Während des 1. Weltkrieges wurde die Halle zu einer Armenküche umfunktioniert, in der täglich rund 30 000 Liter Suppe gekocht und ausgegeben wurden.

Im 2. Weltkrieg, am 23. November 1943 brannte das Wohnhaus nach einem Bombeneinschlag bis auf die Grundmauern nieder. Käthe Kollwitz war drei Monate zuvor nach Nordhausen in Thüringen übergesiedelt, Karl Kollwitz schon 1940 verstorben.
© Museum Pankow

Die historische Fotografie von 1947 zeigt zwei Männer, die das neue Straßenschild „Kollwitzstraße“ montieren. Die alte Beschriftung „Weißenburger Straße“ ist zwar noch vorhanden, aber schon durchgestrichen.
Auf dem Eckgrundstück steht heute ein Plattenbau ohne jeden Bezug zur Geschichte des Orts. Zwei Tafeln an der Fassade erinnern an die Künstlerin. Auf dem Kollwitzplatz steht seit 1961 eine sie zeigende Bronzeskulptur des Bildhauers Gustav Seitz. Im Hof des nahen Museum Pankow in der Prenzlauer Allee 227 befindet sich eine in Stein gehauene Nachbildung von Kollwitz bekannter Plastik „Mutter mit zwei Kindern“.

Das Museum Pankow liegt unweit vom Kollwitzplatz. Es ist eine Einrichtung des Berliner Bezirks Pankow und zeigt Dauer- und Sonderausstellungen in mehreren Standorten.
Der vorherige Standort der Steinfassung „Mutter mit zwei Kindern“ war der Garten des Bürgeramts Prenzlauerberg.