Hinterhöfe in Prenzlauer Berg
Die Verhältnisse in den Hinterhöfen Berlins waren häufig prekär, geprägt von Düsternis, Enge und Kälte, Feuchtigkeit und mangelnder Hygiene. Sie waren schon damals ein aktuelles sozialpolitisches Thema. Arbeitslosigkeit, beengte Wohnverhältnisse, fehlende Zukunftsperspektiven, ungelöste soziale Probleme „quälten und beunruhigten mich“, schrieb Käthe Kollwitz dazu in ihren Tagebüchern. Die Notlage von Kindern und Müttern sind ihr ständig wiederkehrendes Motiv.


Hinterhöfe Kastanienallee 12, Berlin, 2007 Heinrich Zille: Hinterhof einer Mietskaserne (Scheunenviertel in Berlin), 1919
Als der international bekannte Architekturkritiker Werner Hegemann, der aktiv gegen das Elend in den Berliner Mietskasernen kämpfte, Kollwitz 1912 um ein Plakat bat, zeichnete Kollwitz eine Hinterhofszene, die sie ihrem Sohn Hans in einem Brief folgendermaßen beschrieb: „Und jetzt mache ich ein paar charakteristische Berliner Kinder, die in einem Hinterhaus-Hof stehn, ein Mädel das ein anderes Kind auf dem Arm hat – wie man oft sieht, daß ganz schwächliche Kleinkinder ihre Geschwister rumschleppen. Und einen Jungen, der am Abflussloch spielt. An der Mauer das bekannte Schild: Das Spielen auf den Höfen und den Treppenfluren ist verboten.“ So entstand die Kreide- und Pinsellithografie „Für Gross Berlin“. Das Plakat, das eine Versammlung ankündigte, hing nur kurz, der Berliner Polizeipräsident Traugott von Jagow verbot es als „aufreizend zum Klassenhass“.

(Privatsammlung Schweiz)
Kollwitz besuchte mehrfach Familien – Patienten ihres Ehemanns -, die in armseligen Hinterhofwohnungen hausen mussten und fing ihr Elend mit dem Bleistift ein. Inzwischen sind fast alle dieser ursprünglichen alten, dunklen Hinterhofanlagen verschwunden. Noch weitgehend unverändert ist dieser hier in der Schönhauser Allee mit drei Hinterhöfen, zwei Hinterhäusern und einer Remise.


