In der Klosterstraße 75 bestand von 1933 bis 1945 die „Ateliergemeinschaft Klosterstraße“ mit etwa 40 Ateliers, die durch Eigeninitiative entstanden war.
Bereits am 24. Januar 1919 wurde Käthe Kollwitz als erste Frau als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste berufen und erhielt einen Professorentitel, 1928 bekam sie auch ein Meisteratelier für Grafik in der Hardenbergstraße 33. Mit der Machtübernahme der Nazis 1933 verlor sie ihre Professur. Ihre Atelierräume hätte sie aus Altersgründen ohnehin aufgeben müssen. Nachdem sie zwischenzeitlich wieder in der Weißenburger Straße arbeitete, gelang es ihr, von 1934 bis 1940 einen Atelierraum in der ehemaligen Königlichen Kunstschule in der Klosterstraße 75 anzumieten.

Die meist jüngeren Künstler hatten hier einen gewissen künstlerischen Freiraum, wenn auch die Anmietung eines Ateliers nur mit Erlaubnis des Kultusministeriums möglich war. Kollwitz arbeitete die meiste Zeit dort an der Plastik „Mutter mit zwei Kindern“.

Bald nach dem Tod ihres Ehemanns 1940 gab sie das Atelier auf, sie war 73 Jahre alt. In einem Brief schrieb sie:
„Ich lebe so am Rande des Lebens. Mein Atelier in der Klosterstraße habe ich seit dem Herbst aufgegeben und in meine Wohnung rückverlegt. Das ist meinem jetzigen Zustand angemessen. Denn weil ich mit meinen Kräften sehr zurückgekommen bin, könnte ich nur hier und da das Atelier aufsuchen.“
Das Gebäude Klosterstraße 75 wurde im Februar 1945 zerbombt. Die Ruine der Klosterkirche steht noch an der vielbefahrenen Grunerstraße am Alexanderplatz. Gleich daneben, heute wäre das mitten auf der Grunerstraße, stand die Kunstschule.

