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Dauerausstellung Frühwerk

‚Aus vielen Wunden blutest Du, o Volk‘

Vorgesehen als Schlussblatt des Zyklus Ein Weberaufstand

Die vorliegende Radierung ist von Käthe Kollwitz als siebtes und letztes Blatt ihres Zyklus Ein Weberaufstand entworfen worden. Als Schlussblatt ist die Radierung auch insofern zu verstehen, als dass sie gleichsam resümierend einen abschließenden Kommentar zu dem Geschehen in den vorangehenden sechs Blättern leisten will.

Auf Anraten des Kunstkritikers Julius Elias, dem Kollwitz ihren grafischen Zyklus ratsuchend als Ersten zeigte, unterließ sie es dann doch, die Radierung zusammen mit den anderen sechs Blättern der Folge zu veröffentlichen. 

„Im Winter 1897 auf 1898 erschien Frau Kollwitz bei mir, um mir ein im verborgenen gereiftes Werk von sieben Blättern zu zeigen, meine Meinung zu hören und meinen Rat zu erbitten. […] Es war der Weberaufstand. Ich sah und war überwältigt. […] 

So war es denn wohl ein irrender Seitensprung, diese moderne Geschichtstragödie sozialen Lebens mit einem Symbolismus zu beschließen, der kein Leben ist. […] Der Einwand lag nahe, daß dieses Blatt einen falschen Ton in die, durch ihren Realismus dichterische und überzeugende Weltlichkeit der gedrungenen, innerlich verwachsenen Szenenfolge bringe; […] Und auf meinen Rat blieb der gerechte Weberkampf […] für sich, zusammengefaßt, einheitlich, – im Helldunkel, grandios; ein modernes Heldenlied.“

Julius Elias, Käthe Kollwitz. In: Kunst und Künstler, Monatsschrift für Kunst und Gewerbe, Berlin, XV. Jg., 1917, Heft XI (August), S. 540–549.
Video über die Arbeit ‚Aus vielen Wunden blutest Du, o Volk‘