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Dauerausstellung Der Erste Weltkrieg

Mahnmal ‚Trauernde Eltern‘

Ein Denkmal für die gefallenen Freiwilligen

Bald nach der Nachricht über Peters Tod entwickelte die Künstlerin die Idee eines Gefallenenmals zu Ehren ihres Sohnes und seiner vielen Freunde, die aus dem Ersten Weltkrieg nicht zu ihren Familien zurückkehrten. Von der Idee bis zur letzten Ausgestaltung sollten allerdings viele Jahre vergehen. Immer wieder ließ die Künstlerin die Arbeit ruhen, die ihr viel Kraft abverlangte. 1919 verwarf sie das erste Konzept und begann ab 1924 ein neues. Die trauernden Eltern nahmen allmählich Form an und sollten auf dem Soldatenfriedhof in Flandern aufgestellt werden, auf dem auch Peter Kollwitz seine letzte Ruhe gefunden hatte.


Nachdem die beiden Figuren vollendet waren, wurden sie im Juni 1932 zunächst in der Vorhalle der Berliner Nationalgalerie gezeigt, ehe man sie nach Belgien zu ihrem Bestimmungsort transportierte. In Anwesenheit von Karl und Käthe Kollwitz wurden sie am 23. Juli 1932 auf dem deutschen Soldatenfriedhof bei Esen-Roggevelde aufgestellt. Als die Gefallenen 1958 umgebettet wurden, überführte man die Figuren zur Kriegsgräberstätte Vladslo-Praedbosch in Westflandern, wo sie bis heute stehen.


Ein weiteres Elternpaar steht in der Kirchenruine von St. Alban in Köln. In der Ruine wurde 1959 eine Gedenkstätte für die Toten der Weltkriege errichtet. Ewald Mataré erhielt 1953 den Auftrag, das Elternpaar zu arbeiten und realisierte die Gruppe mit seinen beiden Meisterschülern Joseph Beuys und Erwin Heerich. 

2014 wurde auf dem deutschen Soldatenfriedhof im russischen Rshew ein weiteres Paar der Trauernden Eltern aufgestellt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt auf diesem Friedhof der 1942 in Russland gefallene Enkel Peter Kollwitz. 

August 1932

Verehrter Herr Gerhart Hauptmann.

Für die freundlichen Worte, mit denen Sie mich an meinem Geburtstag erfreuten, danke ich Ihnen herzlich. Ihr Gruß erreichte mich auf der Reise nach Belgien. Mein Mann und ich fuhren dort hin um der Aufstellung meiner plastischen Figuren auf dem Soldatenfriedhof bei Eessen beizuwohnen. Dort liegt unser zweiter Sohn, er fiel achtzehnjährig vor Dixmuiden.Die Figuren sind ein Vater und eine Mutter. So liegen lauter ganz junge Menschen dort. – Seit langen Jahren habe ich an den Figuren gearbeitet und bin dankbar und froh, daß sie in diesem Jahr endlich an ihren Bestimmungsort kommen konnten.Sieht man in Belgien die vielen Friedhöfe mit den endlosen Reihen von kleinen Holzkreuzen, wird einem das Herz allmählich immer schwerer, fast wie damals als noch Krieg war. Bei Dixmuiden sind die Unterstände der Deutschen noch erhalten schreckliche Dokumente! Aber gegenüber am Iserkanal erhebt sich jetzt ein hoher Turm, auf dessen vier Seiten steht in flämisch, französisch, englisch und deutsch: Nie wieder Krieg. Das gibt wieder Mut.

Ich grüße Sie und Ihre Gattin herzlich und mein Mann schließt seine Grüße an. In alter Verehrung

Käthe Kollwitz

Staatsbibliothek zu Berlin, Brief vom 17. August 1932, GH Br NL A: Kollwitz, Käthe, 1, 12, Bl.