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Dauerausstellung Frühwerk

Techniken im Frühwerk

Von den 275 druckgrafischen Werken, die Käthe Kollwitz schuf, sind fast die Hälfte Lithografien. Bereits im Frühwerk und dann wieder verstärkt in der zweiten Lebenshälfte nutzte sie diese Technik, um mit hohen Auflagen, Plakaten und Flugblättern eine breite Wirkung zu erzielen. Die Radierung findet sich dagegen nur im Frühwerk der Künstlerin, später gab sie diese Technik ganz auf.

Lithografie

Die Lithografie ist ein Flachdruckverfahren, bei dem ein Bild von einem zuvor behandelten Stein auf Papier übertragen wird. Es beruht auf dem Prinzip, dass sich Fett und Wasser gegenseitig abstoßen.

Der Kalkstein wird glatt geschliffen, bevor eine fettige Lithokreide verwendet wird, um das umgekehrte Bild aufzutragen. Durch ein chemisches Verfahren wird das Bild auf dem Stein fixiert, indem der Stein und das Fett miteinander verbunden werden. Das Bestäuben des Steins mit Talkum fixiert das Bild. Dann wird die Oberfläche dem so genannten „Ätzen“ unterzogen: Eine Lösung aus Salpetersäure, Gummiarabikum und Wasser sorgt dafür, dass die nicht bemalten Stellen kein Fett aufnehmen. Anschließend wird der Stein mit Wasser und Terpentin abgewaschen. Nach diesem Vorgang existiert die Zeichnung nur noch als Geisterbild. Der Stein wird mit einer fetthaltigen Tinte eingewalzt und der Ätzvorgang wird wiederholt.

Nun beginnt der Druckvorgang. Dazu wird der feuchte Stein in die Handpresse gelegt und mit Druckfarbe eingewalzt. An den Stellen, an denen man gezeichnet hat, befindet sich viel Fett (wodurch das Wasser abperlt), und an den freien Stellen ist viel Wasser, weshalb die Farbe nicht haftet. Der Stein wird mit einem einem feuchten Blatt Papier und einer Schutzschicht aus Pappe abgedeckt, und das Pressen kann beginnen. Durch den enormen Druck saugt das Papier die Druckfarbe auf und es entsteht eine Lithografie. Für jeden weiteren Druck muss der feuchte Stein erneut eingefärbt werden.

Lithografie

Radierung

Die Radierung ist eine Drucktechnik, die es Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, detaillierte und präzise Grafiken auf Papier zu erstellen. Der Prozess beginnt damit, dass eine Platte aus Metall, in der Regel Kupfer oder Zink, mit einer säurebeständigen Substanz, wie zum Beispiel Wachs oder Asphaltgrund, bedeckt wird. Anschließend werden spezielle Werkzeuge verwendet, wie Ätznadeln oder Radiermesser, um das Schutzmaterial von der Platte zu entfernen und das darunterliegende Metall freizulegen.

Sobald die gewünschte Zeichnung auf der Platte erstellt wurde, wird sie in ein Säurebad getaucht. Die Säure beißt sich in das freiliegende Metall und erzeugt winzige Vertiefungen oder „Ätzungen“. Je länger die Platte im Säurebad bleibt, desto tiefer werden die Ätzungen. Dieser Prozess ermöglicht es dem Künstler, verschiedene Tonwerte und Texturen in die Komposition einzubringen.

Nach dem Ätzvorgang wird die Platte gereinigt und mit Druckfarbe bedeckt. Die Farbe wird in die Ätzungen eingerieben und die überschüssige Farbe von der Oberfläche der Platte entfernt. Anschließend wird die Platte auf eine Druckpresse gelegt und mit einem Blatt Papier überzogen. Durch die enorme Kraft der Druckpresse wird das Papier in die vertieften Bereiche der Platte gepresst, wodurch die Farbe auf das Papier übertragen wird. Das resultierende Druckstück ist eine detaillierte und präzise Reproduktion des ursprünglichen Motivs.

Kupfer-Radierplatte und Druck, Mathiasrex, CC-Lizenz