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Dauerausstellung Zwanziger Jahre

Mutter und Kind

Das Thema der Mutterschaft spielte im Leben und Werk von Käthe Kollwitz ebenfalls eine wichtige Rolle. Diese grundlegende Erfahrung hat sie in einer Vielzahl von Darstellungen von Müttern und Kindern verarbeitet, in den 1920ern besonders beeinflusst durch ihre Enkel.

Plastik Mutter mit zwei Kindern

Dargestellt ist eine am Boden hockende nackte Mutter, die ihre beiden Kinder in einer großen Geste schützend umarmt. Zusammen verschmelzen sie förmlich zu einer Einheit. Lange hatte Kollwitz mit der Form gerungen bis sie die Figurengruppe 1937 endlich vollendete. 

Zunächst als Mutterfigur mit einem Kind geplant, inspirierte die Geburt ihrer Enkeltöchter, der Zwillinge Jördis und Jutta, 1923 Kollwitz dazu, die Gruppe um ein weiteres Kind zu ergänzen. In einem Brief an ihre Schwiegertocher Ottilie zum 15. Juli 1937 schrieb sie:

„(…) Denn unterdes waren die Zwillinge auf die Welt gekommen und seitdem ich Dich damals gesehen hatte – in jedem Arm ein Kind – war mir klar, daß ich auch die Arbeit um ein Kind erweitern mußte. Und so ist denn alles langsam geworden und gewachsen – bis jetzt, wo sie endlich fertig ist. Und so weißt Du, wie eng Du mit ihr verwachsen bist – Du Mutter!“

Mutter mit zwei Kindern, 1932-1936, Bronze, Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Foto: Kienzle | Oberhammer

Die Zeit in den Jahren 1923, dem Geburtsjahr der Zwillinge, bis zur Vollendung der Plastik im Jahr 1937 hielt einige Hindernisse bereit, besonders im Hinblick auf die 1933 beginnende NS-Diktatur. Zunächst verzögerte sich die Arbeit an der Plastik durch den Atelierwechsel 1928 vom Atelier Siegmunds Hof in die Arbeitsräume der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. 1933 wurde Käthe Kollwitz zum Austritt aus der Akademie gezwungen und musste 1934 ihren Atelierraum räumen. 

Kurze Zeit später konnte sie einen Arbeitsraum in der Ateliergemeinschaft Klosterstraße mieten und stellte dort die Gruppe 1936 fertig. Kollwitz ließ zunächst die Arbeit in Steinguss übertragen. Dank der finanziellen Unterstützung des Malers Leo von König konnte sie die Arbeit 1937 dann in Muschelkalk aushauen lassen. 

Eingeschüchtert von der gewaltsamen NS-Politik traute sich die Galerie Nierendorf nicht, anlässlich des 70. Geburtstags der Künstlerin ihr Werk auszustellen. Der Galerist Karl Buchholz übernahm die Geburtstagsausstellung, die jedoch aufgrund einer amtlichen Anordnung geschlossen wurde. Aus der im Geheimen gezeigten Ausstellung existieren Fotografien, die dort die Gipsfassung der Mutter mit zwei Kindern zeigen. Steinguss und Steinfassung der Arbeit gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. 

Glücklicherweise blieb das Originalmodell in Gips erhalten und steht nun als Dauerleihgabe im Käthe-Kollwitz-Museum Berlin. In den 1950er Jahren war davon ein Werkmodell abgenommen worden, nach dem eine weitere Steinfassung hergestellt wurde, die heute in der Fröbelstraße in Prenzlauer Berg steht.

Auch die Bronzegüsse, die posthum hergestellt wurden, stammen von diesem Werkmodell.

Figurengruppe mit einer Frau und zwei Kindern. Die nackte Frau hockt auf dem Boden, zwischen ihren Beinen liegen die schlafenden Kinder. Sie umarmt sie in einer großen Geste. Die Hände und Füße der Frau umschließen schützend die Kinder. Ihr Kopf ist an die Köpfe der Kinder geschmiegt. Runde Formen bestimmen die Komposition, alle Körperteile sind auf das Wesentliche reduziert.
Käthe Kollwitz, Mutter mit zwei Kindern, 1932-1936, Gipsmodell, © Käthe-Kollwitz-Museum Berlin